San Lorenzo gegen Independiente
Eigentlich wollten wir ja gerne eines der legendären Spiele von Boca Juniors gegen River Plate sehen, da dieses aber nur einmal im Jahr stattfindet und die Boca Juniors zur Zeit auswärts (teilweise auch in der Copa Libertadores) spielen, konnten wir leider nicht in die Bombonera gehen, um uns eines der Spiele anzusehen.
Wir kauften uns deshalb zusammen mit Blaž und Urška Tickets für die im Moment die Primera División anführende Mannschaft Club Atlético San Lorenzo de Almagro und fuhren mit der Subte und mit dem Taxi zum Stadion. Auf Empfehlung des Ticketverkäufers vom Vortag trafen wir bereits gegen 14 Uhr 30 im Stadium ein - das eigentliche Fussballspiel begann jedoch erst um 16 Uhr 10. Zu dieser Zeit war noch nicht so viel los, und wir fanden unsere nummerierten Sitzplätze (50 Pesos) auf der überdachten Haupttribüne ohne Probleme. Auf dem Platz spielten die Juniorteams der entsprechenden Mannschaften, was sehr unterhaltsam war. Als sich das Stadion langsam zu füllen begann, stimmten die Fans die ersten der zahlreichen Hymnen an - geniale Stimmung.
Dann, nach 16 Uhr ging's richtig los: Das Stadium war ziemlich voll (ca. 35'000 Zuschauer), super Stimmung, viele Tore und viel Spannung. Nach jedem Tor der Heimmannschaft erschallten laute Sprechchöre, alle standen auf und vielen sich jubelnd um den Hals, und die Radiomoderaten hinter uns schrien laufend "Goooooool" in ihre Mikrofone. SL gewann gegen Independiente am Ende etwas unverdient 4:3. Bier gab's leider keines, dafür Cola, Popcorn und Nüsse. Nach Schlusspfiff wurden zuerst die Fans des Gastteams aus Avellaneda aus dem Stadion geführt, etwa eine halbe Stunde nach Partieende öffneten sich auch für uns die Tore nach draussen.
Wir verliessen das Stadion durch den Nordausgang, und wie vom Ticketverkäufer gewarnt, begann auf der gegenüber liegenden Strassenseite tatsächlich die Villa Miseria: Zerfallene Häuser, armselig gekleidete Männer und Frauen, die uns anstarrten, als wir alle das Stadion verliessen und in der Gruppe zu den öffentlichen Bussen bzw. Subte (ca. 10 Blocks) liefen. Alleine möchte ich abends hier nicht spazieren gehen... Aus diesem Grund hatten wir auch kaum Geld auf uns, und sicherheitshalber die Eheringe im Hotel zurückgelassen. Als zusätzlichen Schutz waren diverse berittene Polizisten unterwegs, die die herausströmenden Fans Richtung "Stadt" begleiteten - ein etwas unheimliches Gefühl.